Allgemein

piraten – die tun was

Dieser Text wurde von Maurice Conrad erstellt, der die Seite MeinAbgeordneterhetzt.de in den letzten Wochen programmiert und gepflegt hat.
Danke auch an die Piratenpartei Baden-Württemberg, die dieses erfolgreiche Projekt initiiert haben.

Hintergrund

Die letzten drei Wochen haben verschiedene Fraktionen der Alternative für Deutschland Aufmerksamkeit mit Denunziations-Portalen für Lehrer und Professoren erregt.
Die Portale die unter dem Stichwort „Neutrale Schulen“ betrieben wurden haben sich selbst zum Ziel gesetzt, Lehrer und Lehrerinnen an den Pranger zu stellen, die die AfD kritisch betrachtet oder auf die Fehltritte, Hasstiraden und Fusionierungen mit der rechtsradikalen Szene dieses Landes aufmerksam gemacht haben.
Die Initialzündung kam von der Fraktion der AfD in der hamburgischen Bürgerschaft und hat die Anregung für die Vorhaben weiterer AfD-Fraktionen und Abgeordneter geliefert.
Als die erste Variante des Abgeordneten Stefan Räpple aus dem baden-württembergischen Landtag online ging, schlug das pricket bundesweite Wellen.
Daraufhin haben sich die Piraten Baden-Würtemberg das Portal von Stefan Räpple vorgenommen und die Seite mein-abgeordneter-hetzt.de ins Leben gerufen.

Ziel des Projektes

Die Ziele der Gegenoffensive #meinAbgeordenterHetzt waren vielfältig.
Auf der einen Seite ging es darum, auf die augenscheinliche Hetze der AfD-Abgeordneten aufmerksam zu machen die auf der Seite zufällig gewürfelt werden konnten.
Gleichzeitig sollte die Gegenoffensive auch eine Zeichen setzen, dass der große Teil Bevölkerung eine Kultur der Denunziation ablehnt. Diesem Teil der Bevölkerung wollten wir eine Stimme geben und zwar eine solche, die direkt an die AfD geht. Eine Stimme, die vermittelt, dass „die so einfach nicht davon kommen“.
Denn zusätzlich zur eigenen Öffentlichkeitswirksamkeit der Gegenoffensive haben wir ein Tool erschaffen, dass die Denunziation-Portale der AfD tatsächlich zu lähmen und teils sogar zu beenden geeignet war.
Der massive Andrang auf #meinAbgeordneterHetzt hat die Portale der AfD über einen längeren Zeitraum immer wieder unbrauchbar gemacht. Jede einzelne Absendung eines Hetz-Zitates war ein Teil der Schadenbegrenzung des Vorhabens der AfD.
Gleichzeitig hat es die AfD Zeit und Nerven gekostet. Während der Landesverband der AfD Sachsen keinerlei Interesse daran gezeigt hat auf unser Portal einzugehen, haben wir die AfD Berlin & Baden-Würtemberg deutlich getroffen.
Das baden-württembergische Portal von Stefan Räpple musste wegen eines angeblichen Hackerangriffs vom Netz. Die Hamburger AfD Fraktion hat ihr Formular zwischenzeitlich selber unbrauchbar gemacht, es abgeschaltet – letzen Endes aber auch kein Interesse an einem flächendeckenden Aussperren unseres Services bewiesen. Eben deswegen können wir davon ausgehen, dass die Portale keinem tatsächlichen Zweck sondern lediglich der eigenen PR und Abschreckung dienen.
Insgesamt wirkt das Vorgehen der einzelnen AfD-Fraktionen äußerst unkoordiniert und in weiten Teilen dilletantisch.

Den Kopf auf die Tastatur geschlagen

Das Ende vom Lied der AfD Berlin ist, dass sie ihr Formular auf 103 Zeichen begrenzen, ihre eigenen Abgeordneten sowie Begriffe wie „AfD“ als Spam filtern und IP Sperren erteilen müssen.
Wir haben die  AfD Berlin wie kaum eine andere Fraktion eine ganze Woche vor uns hergetrieben und sind ihnen „ordentlich auf den Sack“ gegangen. Die etlichen Versuche das Formular zu ändern, neue Felder hinzuzufügen, die eigenen Begriffe als Spam zu markieren, bereits eingetragenen Namen zu filtern, IP Sperren, den Ausschluss anderer Nationalitäten as Herkunft der IP (Um TOR & VPN auszusperren) und letztlich die Begrenzung der maximalen Zeichenlänge auf 103 sind für mich ein deutliches Zeichen, dass sie dort in Berlin den Kopf regelrecht auf die Tastatur geschlagen haben müssen. Wir sind ihnen offensichtlich auf die Nerven gegangen und haben sie Zeit und Nerven gekostet. Zusätzlich haben wir der Zivilbevölkerung eine nette Freizeitbeschäftigung und das Gefühl, es gibt eine Gegenoffensive, gegeben. Wir haben darüber hinaus sehr gute Berichterstattung bekommen, besonders der Tagesspiegel hat die kuriosen Spam-Filter der AfD gesondert betrachtet.
Das ist letzen Endes alles was wir wollten. Es ist von Anfang an klar gewesen, dass das ein Spiel auf Zeit ist und die AfD uns technisch gesehen schneller aussperren könnte als Bernd Höcke „Deutschland“ sagen kann. Dass sie das nicht getan sondern regelrecht alles mögliche versucht haben um uns auszusperren, eigene Begriffe gefiltert, IP’s gesperrt, Zeichenlängen gesetzt und irrsinnigen Aufwand betrieben, zeigt von technischer Inkompetenz die ihres Gleichen sucht. 
Das Filtern ihrer eigenen Begriffe, selbst „AfD“ und die Begrenzung auf 103 Zeichen hat dann für uns den Vogel abgeschossen. Ich würde das als mehr als einen Erfolg bezeichnen. So viel hatten wir nie erwartet.
Diesen Umstand haben wir nicht zuletzt einem sehr agilen und intelligenten System zu verdanken. Das was wir entwickelt haben, hat den Erwartungshorizont der AfD-Zuständigen für den Web-Auftritt im Grunde genommen gesprengt. Die verzweifelten Versuche die Word-Press-Vorlagen von Formularen irgendwie resistent zu gestalten, haben auf unserer Seite immer wieder für herzliche Lacher gesorgt. Die IT-Kompetenz dieser Partei ist wirklich beeindruckend schlecht. Wir haben selten etwas zu den technischen Details verloren, möchten aber sagen dass es sich dabei um eine sehr umfangreiches Projekt handelt mit gewaltiger Software. Die Agilität und Resistenz gegen neue Formular-Felder und Änderungen von Input-ID’s etc. hat sie dort in Berlin mehr überfordert als wir es für möglich gehalten hätten. Ein dynamischer Node.js Server mit handgeschriebner API und einem „Intelligenten“ Content-Generating System hat den Erfolg unseren Service und das „Kopf-auf-Schreibtisch-Schlagen“ der AfD Berlin weit bis an die Grenze des Möglichen ausgereizt. Viel mehr eigentlich noch. Das von uns erzielte Resultat an Nerven-Belastung und Medien ist deutlich über der Grenze hinaus die wir je für möglich gehalten hätten.

Unbrauchbares Formular

103 Zeichen sind derart ungeeignet einen ordentlichen Sachverhalt zu schildern, dass das Formular damit gänzlich unbrauchbar wird. Sie könnten es im Grunde gleich abschalten. Und wenn dann noch alles geblockt wird, was „AfD“, „Poggenburg“, „Höcke“ etc. hat hat dieses Formular nur noch Prestige-Funktion.
Eine ewige Schnitzeljagd um jeden Preis zollt der AfD Berlin und dem Formular mehr Beachtung als es überhaupt noch verdient hat.
Zudem könnte es sich als wenig sinnvoll erweisen, unseren Service unbedingt an die 103 Zeichen anzupassen. Auch wenn AfD-Politiker für gewöhnlich wenige Kommata in einem Satz verwenden, sind 103 Zeichen deutlich zu wenig um auch nur die kürzesten Hetz-Zitate der AfD abzubilden. Um diese dann zusätzlich noch gegen Spam-Filter verschiedenster Art zu sichern, verwenden wir eine Streuung von Zeichen und Text-Bausteinen mit welchen die Nachrichten die Zeichenlänge von 103 Zeichen in jedem Fall sprengen würden. Das Ergebnis wäre also eine Text-Generierung die keine inhaltliche Sprengkraft geschweige denn einen Mehrwert besitzen sondern nur noch aus zufälligen Zeichen und Halbsätzen bestehen würde.
Das ist aber, wie gesagt, alles andere als schlimm. Denn so ist das Portal der AfD Berlin  nicht nur für uns, sondern auch für jede Art der Denunziation völlig unbrauchbar geworden.
Die Deaktivierung der AfD Berlin ist also das Ergebnis eines Erfolges auf ganzer Linie.